Europäischen Kommission, Medienkompetenz in der digitalen Welt (2009)

Empfehlung 2009/625/EG der Kommission vom 20. August 2009 zur Medienkompetenz in der digitalen Welt als Voraussetzung für eine wettbewerbsfähigere audiovisuelle und Inhalte-Industrie und für eine integrative Wissensgesellschaft

Offizielle Zusammenfassung

Diese Empfehlung soll die Medienkompetenz in der digitalen Welt stärken, um eine wettbewerbsfähigere Wissensgesellschaft und integrativere Informationsgesellschaft aufzubauen.

Definition

Medienkompetenz ist die Fähigkeit, die Medien zu nutzen und die verschiedenen Aspekte der Medien und Medieninhalte zu verstehen und kritisch zu bewerten. Gleichzeitig umfasst Medienkompetenz die Fähigkeit, in vielfältigen Kontexten zu kommunizieren.

Hindernisse

Zahlreiche Hindernisse stehen weiterhin der Entwicklung der Medienkompetenz auf europäischer Ebene im Wege. Bisher haben die Mitgliedstaaten keine gemeinsame Vision in diesem Bereich entwickelt. Zudem erschwert die fehlende europaweite Sichtbarkeit nationaler, regionaler und lokaler Initiativen den Aufbau europäischer Netzwerke, was fehlende Koordinierung zwischen den verschiedenen Akteuren zur Folge hat.

Herausforderungen

Medienkompetenz soll europäischen Bürgern helfen, medial übermittelte Informationen und Inhalte, mit denen sie konfrontiert werden, besser zu verstehen und zu analysieren sowie die Kompetenzen zu erwerben, die sie zur Wahrnehmung ihrer Bürgerrolle benötigen.

Darüber hinaus kann Medienkompetenz zur Wahrung des Medienpluralismus und der Medienunabhängigkeit beitragen. Sie ermöglicht die Äußerung unterschiedlicher Meinungen verschiedener Gesellschaftsgruppen und wirkt sich positiv auf Werte wie Toleranz und Dialog aus.

Daneben spielt Medienkompetenz eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Sensibilisierung für das europäische audiovisuelle Erbe und für kulturelle Identitäten, da sie dazu beiträgt, die Aneignung von Wissen über das europäische kulturelle Schaffen der jüngeren Zeit und das Interesse daran zu fördern.

Angesichts dieser Herausforderungen schlägt die Europäische Kommission vor, Forschungsprojekte zur Medienkompetenz im Rahmen der bestehenden Programme anzuregen.

Empfohlene Maßnahmen

Die Mitgliedstaaten werden aufgefordert, Koregulierungsinitiativen auf den Weg zu bringen und umzusetzen, die zur Einführung von Verhaltenskodizes in Bezug auf die europäischen Medien führen.

Forschungsarbeiten, Studien und Projekte zu den verschiedenen Aspekten und Dimensionen der Medienkompetenz im digitalen Umfeld müssen gefördert und finanziert werden.

Darüber hinaus werden die Mitgliedstaaten ermuntert, auf Konferenzen und öffentlichen Veranstaltungen eine Debatte in Gang zu setzen, um die Medienerziehung in die schulischen Lehrpläne sowie in die Liste der Schlüsselkompetenzen für lebensbegleitendes Lernen aufzunehmen.

Die Mitgliedstaaten sollen gleichzeitig nationale Kampagnen zur Sensibilisierung der Bürger für das kulturelle Erbe sowie Schulungen zur Sensibilisierung für die Gefahren im Zusammenhang mit der Verarbeitung personenbezogener Daten in Informations- und Kommunikationsnetzen durchführen.

Außerdem wird die Medienwirtschaft aufgefordert, die für eine Anhebung des Niveaus der Medienkompetenz erforderlichen Instrumente bereitzustellen. Hierzu gehören:

  • Informationsinstrumente über digitale Inhalte und Suchmaschinen;
  • Sensibilisierungskampagnen zu Methoden der kommerziellen Kommunikation (Produktplatzierung und Online-Werbung);
  • Informationspakete für junge Menschen über den Umgang mit personenbezogenen Daten;
  • Informationstage über die kreative Wirtschaft und Urheberrechte.

Hintergrund

Die Mitteilung der Kommission vom Dezember 2007 "Ein europäisches Konzept für die Medienkompetenz im digitalen Umfeld" unterstrich die Bedeutung der Medienkompetenz in den Bereichen kommerzielle Kommunikation, audiovisuelle Werken und digitale Inhalte. Ein besseres Niveau der Medienkompetenz würde zu den Zielen beitragen, die sich die Europäische Union in Lissabon und im Rahmen der "i2010"-Initiative gesetzt hat.