Arbeitsgemeinschaft der obersten Landesjugendbehörden - AGOLJB, Bericht zur Medienkompetenz junger Menschen in der Wissensgesellschaft (2002)
1. Aktuelle Situation
In der Informations- und Wissensgesellschaft ist die Vermittlung von Medienkompetenz unerlässlich, damit alle jungen Menschen die Kommunikationsmöglichkeiten für eine partizipative Gestaltung der Zukunft nutzen können.
Medien beeinflussen die Entwicklungsmöglichkeiten junger Menschen, prägen Lebensbedingungen und Lebenswelten. Medienkompetenz ist eine allgemeine
Schlüsselqualifikation für den beruflichen Erfolg und eine wichtige Voraussetzung
für gesellschaftliche Teilhabe.
Junge Menschen lernen, die neuen Medien für Zwecke der Informationsgewinnung,
des Wissensmanagements, der Kommunikation und Präsentation einzusetzen. Gleichzeitig müssen sie fähig sein, eine kritische Distanz gegenüber Rezeptionsvorgaben durch Medien einzunehmen und die angebotenen Informationen einzuordnen.
Angebote zur Förderung eines kompetenten Umgangs mit den neuen Informations- und Kommunikationsmedien werden immer mehr integraler Bestandteil der Jugendarbeit, der Jugendsozialarbeit und des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes. Medienerziehung wird zunehmend auch in den Bildungsauftrag der Tageseinrichtungen für Kinder integriert.
Der Zugang zu den Neuen Technologien ist aber nicht für alle jungen Menschen
gleich. Kindern und Jugendlichen mit höherem Bildungsstand eröffnen sich mehr
Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten. Mediennutzung und Einkommensniveau der
Familie stehen in engem Zusammenhang. Mädchen- und frauenspezifische Interessen unterscheiden sich von denen der Jungen und Männer.
Damit alle Kinder und Jugendlichen die gleichen Chancen haben, Medienkompetenz
zu erwerben, sind entsprechende Rahmenbedingungen erforderlich. Wichtig sind dafür zielgerichtete Angebote insbesondere der Kinder- und Jugendbildung, um alle jungen Menschen zu befähigen, die neuen Medien für Zwecke der Informationsgewinnung, des Wissensmanagements, der Kommunikation und Präsentation einzusetzen.
2. Schwerpunkte der Jugendhilfe bei der Vermittlung von Medienkompetenz
Bei der Vermittlung von Medienkompetenz sind folgende Schwerpunkte von Bedeutung:
- Vermittlung von Medienkompetenz bereits im Elementarbereich unter Berücksichtigung aller Medien. Besonders erfolgversprechend ist dabei die Einbeziehung der Eltern,
- Intensivierung der Medienpädagogik in der Aus- und Fortbildung von Erzieherinnen,
- Verbesserung der Chancengleichheit von Mädchen und Jungen durch mädchen- und jungengerechte Angebote zum Erwerb von Medienkompetenz (Stichwort
Gender Mainstreaming),
- Schaffung attraktiver medienbezogener Angebote im ländlichen Raum,
- Verstärkung der Medienarbeit für Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien unter Einbeziehung pädagogischer Fachkräfte mit Migrationshintergrund,
- Interkulturelle und internationale Ausrichtung medienbezogener Projekte,
- Förderung kreativer und künstlerischer Medienkompetenzen in der kulturellen Jugendbildung,
- Einrichtung von Jugend-Medienkompetenzzentren und Entwicklung spezifischer Angebote der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit zur Erweiterung der persönlichen Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten,
- Vernetzung von Angeboten zur Stärkung des Informationsaustausches und der
Kooperation,
- Unterstützung medienbezogener Kooperation beim Übergang Schule - Beruf.
3. Handlungsfelder zur Sicherung der Medienkompetenz
Die Gestaltung eines kind- und jugendgerechten Medienangebotes setzt die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen durch die Medienpolitik voraus. Eine erfolgreiche Vermittlung von Medienkompetenz bedingt folgende zusätzliche Maßnahmen:
- Wirksamer Schutz vor gefährdenden Angeboten in Anbetracht der weltweiten Offenheit mediengestützter Kommunikation,
- Stärkung der medienpädagogischen Kompetenz bei pädagogischen Fachkräften,
- Schaffung von medienpädagogischen (Zusatz-)Studiengängen,
- Unterstützung des Engagements von Eltern und anderen Erziehungsberechtigten durch medienpädagogische Bildungs- und Beratungsangebote, insbesondere in Einrichtungen der Familien- und Erwachsenenbildung.