Daniel Poli, Digitale Jugendbildung - Bildungspolitische Herausforderung als Chance (2011)

Das Internet hat sich in den letzten Jahren zu einem eigenständigen Kommunikations- und Kulturraum entwickelt. Digitale Jugendbildung ermöglicht es jungen Menschen, diesen Raum verantwortungsvoll zu nutzen und gesellschaftlich und politisch teilzuhaben.

Junge Menschen verstehen das Social Web als selbstverständlichen Teil ihrer Alltagswelt und handeln hier außerhalb von Schule und direkter elterlicher Aufsicht eigenständig. Die aktuelle Herausforderung an die digitale Jugendbildung ist es, den Jugendlichen die nötigen Kompetenzen zu vermitteln, sich sicher und verantwortungsvoll im Internet zu bewegen. Sie müssen darin gestärkt werden, die neuen Möglichkeiten für sich nutzbar zu machen und eigenständig Risiken zu minimieren. Darüber hinaus müssen die Chancen für gesellschaftliche und politische Partizipation junger Menschen unter Einbeziehung des Internets genutzt und Modelle der Beteiligung im Sinne einer demokratischen Weiterentwicklung unserer Gesellschaft konzipiert werden. Vor diesem Hintergrund ergeben sich neue bildungspolitische Herausforderungen.

Chancen für Kompetenzstärkung

Digitale Jugendbildung vermittelt die Chancen, die das Internet für die Persönlichkeitsentwicklung, die Aneignung von Bildung, die Überwindung sozialer Barrieren und die Möglichkeiten zur Teilhabe an gesellschaftlichen und politischen Prozessen bietet. Sie setzt da an, wo junge Menschen ihre Freizeit verbringen, wo sie sich engagieren, wo sie kulturellen Interessen nachgehen, wo sie Freundinnen und Freunde treffen. Wie in jedem anderen gesellschaftlichen Bereich muss digitale Jugendbildung daher auch in der außerschulischen Jugendarbeit im Rahmen informeller Bildung stattfinden. Das Konzept der digitalen Jugendbildung folgt entgegen herkömmlicher Lernkultur einer ressourcenorientierten Kompetenzvermittlung, die (informelle) Lerninhalte dort platziert, wo die Jugendlichen sich im Netz austauschen.

Modelle für digitale Jugendbildung

Jugendliche müssen direkt erreicht werden. Dazu ist es notwendig, neue Lern- und Lehrformen zu implementieren, bei denen selbstgesteuerte Lernprozesse eine wesentliche Bedeutung bei der Vermittlung von Medienkompetenz erhalten.

Wesentlich ist:

  • Angebote dort zu machen, wo sich die jugendlichen Nutzerinnen und Nutzer aufhalten,
  • Jugendliche miteinzubeziehen und ihre Kenntnisse auf Augenhöhe zu erweitern, Internet und digitale Gesellschaft Digitale Jugendbildung Bildungspolitische Herausforderung als Chance
  • sie zu beteiligen und zum gleichberechtigten 47 Träger von Information zu machen,
  • Netzwerke in der Jugendarbeit aufzubauen, die virtuelle Lebens- und Lernerfahrungen real begleiten,
  • Netzwerke mit Online-Communities, Institutionen der Selbstkontrolle und der Internetwirtschaft aufzubauen, um sie als Partner von Jugendbildung zu gewinnen.

Das Konzept der digitalen Jugendbildung folgt entgegen herkömmlicher Lernkultur einer ressourcenorientierten Kompetenzvermittlung, die (informelle) Lerninhalte dort platziert, wo die Jugendlichen sich im Netz austauschen.

Jugendarbeit in Communities

Jugendarbeit online steht als offenes Angebot innerhalb von Online-Communitys, beispielsweise als Twitterkanal, YouTube-Chanel oder Schüler- VZ-Profil immer dann zur Verfügung, wenn junge Menschen ein Interesse anmelden und direkte Fragen stellen. Die Rolle des Pädagogen bzw. der Pädagogin wandelt sich zu einer Mentoren- bzw. Unterstützertätigkeit, die dazu beiträgt, dass sich eine von Jugendlichen bestimmte Lernumgebung konstituiert. Er ist damit nicht Teil der Peer-to-Peer-Kommunikation, sondern steht im Austausch mit Einzelnen, wenn bestimmte Informationen und Kompetenzen innerhalb der Community nicht selbst generiert werden können. Somit lernen die Begleitenden von den Expertinnen und Experten der Jugendkommunikation, und es können sich gemeinsame Lernprozesse entwickeln.

Aufgaben digitaler Jugendarbeit

Angesichts des veränderten Mediennutzungsverhaltens junger Menschen bedarf die Interpretation von Medienkompetenz einer deutlichen Neuanpassung und Erweiterung. Es gilt jetzt vor allem, dass neue, netzspezifische Inhalte im Rahmen der positiven Medienkompetenzförderung Einzug in die pädagogische Praxis finden:

  • Kreative Potentiale stärken und Medien als aktive Produzierende erleben.
  • Informationskompetenz stärken, um kritisch mit Quellen im Internet umzugehen.
  • Sensibilisierung für einen reflektierten und kritischen Umgang mit persönlichen Daten.
  • Junge Menschen darin stärken, kritische Konsumierende im Internet zu werden.
  • Selbstbewusster und kompetenter Umgang mit Urheberrechten.
  • Sensibilisierung zur Vermeidung einer exzessiven Mediennutzung.
  • Stärkung eines nachhaltigen und ressourcenschonenden Umgangs mit Technik und Energie.
  • Chancen für Partizipation mithilfe digital vernetzter Medien nutzen und verstärkt neue Formen von ePartizipation im Rahmen digitaler Jugendbildung erproben.

Quelle

Der Text steht unter der Creative-Commons-Lizenz "Namensnennung - nicht kommerziell - keine Bearbeitung".
Quelle: "Jugend online", Herausforderungen für eine digitale Jugendbildung, Projektdokumentation 2006-2011; Die Dokumentation kann als PDF-Datei kostenfrei heruntergeladen werden.