Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, KIM-Studie 2010 - Kinder + Medien, Computer + Internet
Mit der KIM-Studie 2010 legt der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) nun bereits zum achten Mal aktuelle und repräsentative Daten zum Medienumgang 6- bis 13-jähriger Kinder in Deutschland vor.
Die Grundgesamtheit umfasst - wie in den Vorgängerstudien - die etwa 6 Millionen deutschsprachigen Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren und deren Haupterziehungspersonen. Aus dieser Grundgesamtheit wurde eine repräsentative Stichprobe von je 1214 Kindern und deren Haupterziehungspersonen befragt.
Die Ergebnisse belegen erneut die hohe Bedeutung der Mediennutzung für Kinder. Einige Daten sind hier zusammengestellt:
Insgesamt ist zwar das Fernsehen weiterhin das meistgenutzte Medium der 6- bis 13-Jährigen. Drei Viertel der Kinder sehen bei einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 98 Minuten pro Tag jeden oder fast jeden Tag fern. Die Nutzung von PC und Onlinediensten nimmt allerdings mit dem Alter deutlich zu.
Subjektiv am wichtigsten ("am wenigsten verzichten kann ich auf ...) sind das Fernsehen bei 75% der 6 bis 7 jährigen, aber bei nur noch 40% der 12-13 jährigen. Bei Computer und Internet steigt diese Angabe von 6% bei den 6-7jährigen auf 41% bei den 12-13 jährigen.
Insgesamt 57 Prozent der Kinder zwischen 6 und 13 Jahren nutzen das Internet. 90% der 12-13 jährigen nutzen zumindest selten das Internet. 2/3 davon haben mindestens eine Lieblingsseite, die sie regelmäßig aufrufen. Am häufigsten genannt werden: schülerVZ, youtube, TOGGO (online-Angebot von SuperRtl, Blindekuh (Kindersuchmaschine), KI.KA, SpielAffe (Spieleseite).
Die Studie zeigt eine deutliche Zunahme der Nutzung sozialer Netzwerke. 2008 nutzten 16 Prozent der sechs- bis 13-jährigen Internetnutzer regelmäßig Communities. Mittlerweile sind es 43 Prozent - genauer: Mitglied in einer Community sind nach eigenen Angaben 5% der 6-7jährigen, 13% der 8-9jährigen, 35% der 10-11jährigen und 61% der 12-13jährigen Kinder. Auch die Liste der beliebtesten Internetseiten wird von einem sozialen Netzwerk angeführt.
Liebste Freizeitaktivitäten sind weiterhin Freunde treffen und draußen spielen gefolgt von Fernsehen und PC-, Konsolen-, Onlinespielen.
In nahezu allen Haushalten, in denen Kinder im Alter von 6 - 13 Jahren leben, sind Fernsehgerät, Handy, Festnetztelefon, DVD-Player und Radio vorhanden. Computer und Internet sind zu rund 90 Prozent vorhanden. In Haushalten mit einem durchschnittlichen Nettoeinkommen bis zu 1.500,00 € sind im Vergleich mit Haushalten mit einem durchschnittlichen Nettoeinkommen ab 2.500,00 € ....in wichtigen Bereichen deutlich schlechter ausgestattet: Internetanschluss 68% vers. 94% - Abonnement einer Tageszeitung 16% vers. 57%.
Nach Angaben der Haupterziehenden sehen die 6-13jährigen im Durchschnitt 98 Minuten pro Tag fern, eine Einschätzung nahe den Messergebnissen der GMK-Fernsehforschung (96 Minuten).
Als Lieblingssendungen nennen Mädchen Serien wie "Hanna Montana" und "GZSZ", sowie die Casting Shows "DSDS" und "Germanys next Topmodels". Die Jungs nennen bevorzugt die Zeichentrickserien "SpongeBob" und "die Simpsons".
Der Anteil der Kinder, die in ihrer Freizeit nie ein Buch lesen, ist von 7% im Jahre 2005 kontinuierlich angestiegen und liegt im Jahr 2010 bei 20% (24% der Jungen, 15% der Mädchen).
Der Besitz eines Handy steigt mit Alter deutlich an. Von 14% bei den 6-7jährigen kontinuierlich auf 90% der 12-13 jährigen.
Dass sie "schon einmal seltsame oder unangenehme Sachen per Handy" zugesandt bekommen haben, wird nur von 2% der Handybesitzenden bestätigt.
Nicht gerade eine Bestätigung der These von den digital natives sind die folgenden Ergebnisse:
Jeweils nur 41% der Kinder sagen aus, sie könnten alleine ins Internet gehen oder eine Seite ausdrucken. 19% sehen sich in der Lage, Dateien aus dem Internet herunterzuladen, 25% im Computer einen Ordner anlegen zu können.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass dies die Durchschnittswerte über die gesamte Altersgruppe sind. Zwar wird angegeben, dass sich die Kompetenzen mit zunehmendem Alter der Kinder deutlich steigern, doch leider werden hierzu in der Studie keine Angaben zu den einzelnen Altersgruppen gemacht.
Die Eltern stehen dem Internet häufig ambivalent gegenüber: 81% der Haupterziehenden stimmen der Aussage zu, das Internet sei für Kinder gefährlich. 59 Prozent stimmen der Aussage zu, dass das Internet Kinder zu "Stubenhockern" mache, dennoch finden 60 Prozent "Kinder sollten so früh wie möglich an Computer gewöhnt werden". Über drei Viertel der Haupterziehenden meinen, dass Kindern der Umgang mit Computer und Internet in der Schule vermittelt werden sollte.
Der vollständige Text der Studie steht beim Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest zum Download als PDF-Datei bereit.